Ausgangslage
Mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands lebt auf dem Land. Ländliche Räume sind allerdings mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die sich negativ auf ihre Attraktivität auswirken. Die Entwicklung der Bevölkerungsdichte und -struktur führt oft zu einer verringerten Auslastung der öffentlichen Infrastruktur und damit zu rückläufigen Angeboten und einer Belastung der Daseinsvorsorge. Eine wesentliche Stellschraube, um hier entgegenzuwirken, ist die Verbesserung des Mobilitätsangebots. Attraktive Mobilitätslösungen werden allerdings überwiegend für städtische Regionen entwickelt, wo sie für Anbieter wirtschaftlicher ausfallen.
Diese Probleme werden auch im Saarland sehr deutlich, wo der öffentliche Nahverkehr sehr unterschiedlich genutzt wird. Außerhalb der größeren Städte werden die zur Verfügung gestellten Transportkapazitäten in vielen Fällen nur geringfügig ausgelastet. Während sich die Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsmitteln einerseits durch Schülerinnen und Schüler, Studentinnen Studenten und Berufstätige auf bestimmte Zeiträume konzentriert, werden zu anderen Tageszeiten oft nur eine geringe Frequentierung und sogar viele Leerfahrten verzeichnet. Dabei existieren zahlreiche Argumente, den öffentlichen Nahverkehr grundsätzlich auszubauen, um Nachhaltigkeit sowie Umweltschutz zu stärken und weiteren negativen Folgen des privaten PKW-Verkehrs (Stau, Lärm, Parkplätze, etc.) entgegenzuwirken. Ein gutes Angebot öffentlicher Verkehrsmittel fördert außerdem die Attraktivität des Standorts für viele Zielgruppen.
Wichtige Aspekte des Fließtextes hier zusammengefasst.
Doch die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs befindet sich vielerorts in einem Dilemma. Wenn die Verkehrsbetriebe ihr Angebot erweitern, werden zwar langfristig mehr Menschen zum Umstieg von individuellen zu öffentlichen Verkehrsmitteln motiviert, dies allerdings zulasten der Wirtschaftlichkeit für die Anbieter. Umgekehrt kann die Reduzierung des Fahrtenangebots zwar die durchschnittliche Auslastung der Transportkapazitäten erhöhen, führt aber langfristig eher zu rückläufigen Kundenzahlen. Beide Ziele eines Verkehrsbetriebs, den Menschen mehr Mobilität durch öffentliche Verkehrsmittel anzubieten und dabei gleichzeitig effizienter zu sein, können somit nur durch eine essenzielle Steigerung der Flexibilität des ÖPNV erreicht werden.
Jenseits der Ballungszentren und in ländlichen Räumen sehen sich Verkehrsbetriebe nun häufig mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Geschäftsmodelle mit On-Demand-Angeboten auszuweiten und die erforderliche Flexibilität insbesondere durch Einbeziehung technischer Innovationen zu erreichen. Eine Abgabe dieses Geschäftsfeldes an privatwirtschaftliche Anbieter ist einerseits aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht erstrebenswert und wird andererseits auch bereits dadurch obsolet, dass derzeit die gesetzliche Beschlussfassung dahingehend erfolgt ist, dass für den On-Demand-Verkehr im ländlichen Raum der Aufgabenträger und die zuständige Genehmigungsbehörde auf Basis des üblichen Regelwerkes nach § 44 PBefG (neu) zuständig sein werden. Der Aufgabenträger wird dabei regelmäßig den lokalen Verkehrsbetrieb berücksichtigen, weil er diesem in der Regel den flächendeckenden, uneingeschränkten Versorgungsauftrag erteilt hat. Um also in der Region Spiesen-Elversberg das ÖPNV-Angebot effizient auszuweiten, müssen für die NVG als lokal beauftragen Verkehrsbetrieb tragfähige Konzepte erarbeitet werden, die On-Demand-Angebote einschließen und technisch unterstützen.
Das zentrale Ziel des Projektes KIMonoS ist es, eine Mobility-on-Demand-Plattformlösung unter Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) zu entwickeln und prototypisch auf kommunaler Ebene zu erproben. Dabei stellt der vorhandene feste Linienverkehr die Ausgangsbasis dar. Fahrangebote dieses Linienverkehrs, die nicht ausreichend in Anspruch genommen werden, sollen sich regelmäßig an der Nachfrage ausrichten (flexibler Linienverkehr). Darüber hinaus soll ein individueller öffentlicher Nahverkehr etabliert werden, der keinem Fahrplan mehr folgt, sondern sich vollständig am Bedarf der Fahrgäste orientiert. Abbildung 1 verdeutlicht dieses Schema. Mit dem Ansatz sollen sowohl die Potentiale und Grenzen solcher Konzepte in einer strukturschwachen Region erforscht als auch die Möglichkeiten einer attraktiveren und wirtschaftlicheren Gestaltung des öffentlichen Nahverkehrs im Saarland untersucht werden.